Montag, 26. September 2011

sechster Seetag Captain’s Signature & ausruhen bis New York


Die Nacht war nicht ganz so toll, wie der Abend davor. Ich hab wohl ziemlich rumgeröchelt, wurde ein paarmal an gestupst, weil Thomas die Infos im Landangs-Info-Kanal nicht mehr verstand, also hab ich mich immer wieder anders hin gelegt, in der Hoffnung, ich bekomme einfacher und geräuschärmer Luft.

Um 06:00 (neue Zeit) bin ich dann mal in Richtung Bad gewankt, und mein Hals hat mich irre gemacht. Mei, tut das weh... alles wund und offen... Also die Myrrhen-Tinktur wieder ausgepackt und gegurgelt. Da kam ordentlich was raus. Dann Flaschen-Wasser getrunken (gegen die Klimaanlagen-Auswirkungen) und versucht, mit einem Ricola in der Backe, weiter zu schlafen (das beruhigt die Schleimhäute wirklich toll). Um 07:00 bin ich nochmal aufgewacht, aber ich hab’s dann mit hin und her drehen und noch einem Ricola im Mund irgendwie geschafft, bis der Wecker um 07:30 los ging. Also wieder ins Bad, nochmal gegurgelt, weil der Hals noch nicht wirklich der Hit war, ausserdem die Nase dicht und die Stirnhöhlen auch. Ich muss baldmöglich auf Deck 7 an die frische Luft! Egal, wie nebelig oder auch regnerisch.

Wir richteten uns, haben die Reinigungswäsche noch parat gemacht (Smoking-Hemden & -hose, weil ja jetzt dann sicher 2 Tage kein Gala-Abend mehr ist) und sind dann wieder ins Britannia Restaurant zum bedienten Frühstück, da wir ja rechtzeitig dran waren.

Wir wurden wieder nach oben geleitet und tatsächlich an einen Zweier-Tisch mit einem Abstands-Tisch zum nächsten Zweier-Tisch und zwar genau zu dem englischen Pärchen, das wir an der World-Club-Gala im Queens Ball Room bei Richard kennen gelernt hatten. Sie reisen auch bis Kanada und wieder zurück nach England. War schön, sie zu sehen und so war das Frühstück über einen leeren Tisch hinweg äusserst kurzweilig.

Wir sind danach auf Deck 7, ich bin meine zwei Runden ums Schiff gelaufen (wurde angenehm warm, kam fast ins Schwitzen, aber ich glaub, das liegt eher an der Luftfeuchtigkeit) 
 
und danach haben wir uns im Wintergarten wieder einen „Laptop-konformen“ Platz mit Steckdose gesucht, um auch ja die „Memoiren“ dieser Reise zeitnah festhalten zu können. Bei der Mittags-Info der Brücke über alle Lautsprecher, wurde uns bekannt gegeben, dass uns in New York Wolken und teils Schauer erwarten. Zudem gaben sie den Zeitplan durch, wann wir welche „Landmark“ passieren würden... Um 03:30 wird der Pilot an Bord genommen. Um ca. 05:00 fahren wir unter der Brücke durch, wo’s eigentlich so gut wie keinen Platz für den Schornstein der QM2 hat (dafür musste der Schornstein in den Plänen bereits gekürzt werden) und um 05:30 passieren wir die Freiheitsstatue. Gegen 06:30 werden wir dann in Brooklyn am Terminal fest machen. Au weia, soo früh (ich hatte mit 06:00 gerechnet)!!! Ich glaub, ich bleib lieber beim Sailaway-Schauen bei Tageslicht nach unserer Rückkehr vom Landausflug... Thomas meinte nur: na und? Probieren kann man’s ja mal. Na gut, soll er. Es gibt ja auch ein ziemlich knappes Frühstück wegen dem Check-out der anderen Passagiere usw.

Heute Nachmittag um 15:00 signiert der Kapitän Bücher („please do not bring trivial things such as menues etc. to sign”) im Bookshop (in der Hoffnung, wir kaufen dort ein Buch, um es unterschreiben zu lassen...). Thomas wird mit seinem Buch über die QM2 hin gehen, das er von unseren Mitreisenden aus Niederbayern (Spitzbergen 2007) geschenkt bekommen hat. Dann ist das Ding richtig vollständig und unsere Bekannten haben auch eine Freude (hoffen wir mal). Zudem hat Thomas das Teil dann mit „Mehrwert“ mit- und wieder heimgeschleppt.

Sodele, jetzt such ich mir glaub ich eine Ecke, wo ich mich hinlegen kann... Oh ehrlich, bin ich alle... warum eigentlich? Wir haben so viel Stunden „geschenkt“ bekommen. hmmm. War wohl die Röchelei heute Nacht. Das gibt nicht viel echte Erholung. Egal, ob geschlafen oder nicht. Wenn der Sauerstoffgehalt nicht ausreichend ist, passt der Rest auch nicht.

Auf dem Laptop hab ich ja noch die „alte“ Zeit von Deutschland drauf, da ist’s jetzt 17:30 und wir haben grad mal 12:30 (mittags). Eigentlich Zeit, sich im Kings Court (schon wieder) was zu essen zu holen, aber na ja, mal schauen.
 
Tja, und während wir uns wieder einen Platz in einem der „Glaskästen“ vom Kings Court sichern konnten, mit Blick auf den komplett vernebelten Atlantik unterhalb Neuschottlands, haben wir neben uns zwei Schweizerinnen beim Ausfüllen des „Meckerzettels“ (auf „Neudeutsch“ Bewertungsbogen) und vor allen Dingen auch beim Ausfüllen der Zollzettel (wie wir gestern) akustisch mitbekommen. Sie sassen ja quasi neben uns. Irgendwie kamen wir ins Gespräch und was war? Die kommen aus einem wirklichen Dorf im Baselland und kannten tatsächlich die Firma, in der ich arbeite (die ist ein paar Dörfer weiter Richtung Westen) ! Gut, wer kennt die nicht im Umkreis... Also echt... Na ja, die Welt ist klein, und zwar echt mächtig... Die Damen waren mit der TCS-Gruppe (Touring Club Suisse, sowas wie der Schweizer ADAC) unterwegs, und haben ab morgen dann noch 4 Tage New York vor sich. Das ist auch ok. Bloss nicht direkt wieder heim fliegen müssen, als das ist sowas von bääh....

Ich habe dann endlich meinen Salat auch gegessen, als wir fertig geratscht hatten und dann bin ich noch eine Runde im Nebel ums Schiff. 
 
Die Temperaturen in der eben grad durchgedrückten Sonne waren ober-bappich, wenn ich das so vorsichtig behaupten kann. Auf der anderen Schiffseite, war’s grad ok, aber eben halt hoch feucht. Man konnte dort, wo die Sonne durch kam, fast nichts sehen (ohne Sonnenbrille), weil jeder einzelne Nebeltropfen so geblendet hat, es war beeindruckend. Meinem Kopf ging’s dann endlich ein bissel besser.

Die Blumen der Grand Lobby von der Nähe...
... und auch eines der Tischgestecke drum herum bei den Sesseln.
Thomas und ich sind dann noch in den Logo-Shop gegangen, er wollte einen anderen Adapter-Stecker und ich habe das Fräulein von gestern wegen dem T-Shirt für meine Mutter nochmals gefragt, ob das sein kann, dass der Discount sooo gross war, oder ob sie sicher ist, dass sie sich nicht verschrieben hat? Sie fand das grossartig, dass ich so ehrlich wär und nochmals gefragt hätte, aber nein, das wär schon ok so: „it’s a special discount for you, that is the correct amount that will be balanced on your account“. Wow, ich hab mich mehrfach bedankt und für das „doppelt gesparte Geld“ grad noch ein paar Clotted Cream Short Breads für Mutti besorgt ! Dass sie auch eine Art „ königliche Crèmeschnitten-Kur“ zuhause hat, wenn wir wieder da sind. 
Tja, ich weiss zwar noch nicht, wie ich die Shortbreads transportieren soll, ohne, dass Mutti die nachher mit dem Löffel essen darf, aber irgendwas wird mir einfallen... und sie hat ein bissel was zu zehren, bis ihre Reise im Dezember dann im Mittelmeer mit der „MSC Fantasia“ los geht.

Jetzt wird’s aber Zeit, dass wir uns in Richtung Bibliothek auf machen... der Kapitän wartet zwar nicht extra auf uns, aber die Zeit des Wartens, bis wir dran sind, könnte sich verkürzen, je eher wir da sind... Na ja, und zu unserer Beruhigung, es waren um 15:00 schon einige vor uns (wir kamen grad bis zum Ende der Suiten / Anfang Behinderten-Rampe runter zu Bibliothek), aber es kamen noch wirklich mehrere nach uns. Ein Bibliotheksgehilfe hat (IKEA)Bleistiftchen und Zettele ausgeteilt, dass wir drauf schreiben, was der Kapitän ins gekaufte Buch oder auf die gekaufte Seekarte schreiben soll. Thomas meinte, er braucht das nicht. Nur Unterschrift, das reicht. Die Leute guckten uns an... ei sowas von bescheiden (oder bescheuert?), aber ja, das reicht doch. 
Was wir (bzw. ich) dafür bekam, das war viel mehr als ein vorgeschriebener Text wert ! Ich hab die Wartezeit mit Fotos der hölzernen Bücher in den Hochglanz-Ecken machen verbracht, 
 
wir haben zudem die Dame vom Frühstück nochmal gesehen und uns kurz mit ihr unterhalten, ich gab ihr (weil sie Brief & geschriebene Postkarten in der Hand hatte) noch den Tipp mit dem Porto vom Empfang aus, dass sie sich nicht drum kümmern müsse und tja, als wir dann dran waren, hat Thomas sein Buch hingelegt 
 
und der Kapitän grüsste uns beide und als er mich ansah (also nicht sonderlich rausgeputzt... Jeans, Rolli-shirt und eine Frisur, wie ein „explodierter Handfeger“ (frei nach Thomas)), meinte er doch glatt: „oh, no dress today ?“ und macht mit den Händen so einen ausladenden Rock nach. Ich dachte mich tritt ein Pferd... Er hatte doch die Bemerkung am Welcome-Gala-Abend über mein Sternenkleid gemacht, und wahrscheinlich hat er mich auch mit dem lila-Riesen-Ärmel-Kleid bei der World-Club-Gala gesehen, denn ich hab einfach unverschämt drauf los fotografiert, als er angefangen hat zu erzählen und das bleibt ja nicht ungesehen, wenn’s von vorne blitzt... Gut war ich nicht ganz sprachlos, sondern entschuldigte mich, dass er aber übernächsten Abend nochmal in die Gunst käme, mich in einem meiner Kleider zu sehen, wir blieben bis Southampton an Bord, dann strahlte er „oh, good!“ und fragte, was Thomas denn haben möchte und als er meinte „oh, just signature, that’s enough and I am happy“, hat er seinen „Karl-Gustav“ (nö, Kevin Oprey, Captain, Queen Mary 2) drunter gesetzt und die Assistentin neben ihm hat dann nachdem sie gefragt hatte, ob wir das möchten, noch gestempelt.
Wir haben uns bedankt, und sind dann abgezwitschert. Das hat ungefähr 40 min. gedauert, bis wir das bekamen, aber er hat sich tatsächlich Zeit für jeden einzelnen genommen, das ist echte Publicity-Arbeit und das Beste: über uns hat die ganze Zeit das Nebelhorn getrötet, ein Blick aus den Fenstern der Bibliothek hat bestätigt, dass es dringend nötig ist. Nicht mal klare Sicht bis vor zum sich drehenden Radarbalken. Thomas meinte sogar noch, dass es sein könne, dass der Kapitän die Signaturstunde ggf. absagt, wegen dem Wetter, da er auf der Brücke unabkömmlich sei. Hätten wir noch verstanden. Aber: wozu gibt’s Microsoft? (frei nach Captain Paul Wright von der Queen Victoria im 2008, der ja jetzt in Rente ist) – und natürlich Staff Captains, die auch das Kapitänspatent halten. Es geht nichts über fähige Mitarbeiter.

Auf unserem doch recht beschwingten Weg von der Bibliothek das Treppenhaus A von Deck 8 runter bis zu Deck 4 und dann den gaaaanz (sicher 200 m) langen Gang bis hinter ans andere Ende zu unserer Kabine, sahen wir doch schon so einen vereinsamten Koffer, der ab 18:00 für das morgige Check-out abgeholt würde... Und dass hier nirgends Kinderwägen auf den Gängen stehen, sondern die „Scooter“-Vehikel, 
 
zeugt auch von einem „mittleren Durchschnittsalter“ der Passagiere. Aber im Ernst, es sind bei weitem nicht so viele „Alte“ hier, wie man/frau meinen wollte. Sicher, die Ferienzeit ist vorbei und daher hat’s glaub ich nur 2 Kinder (Thomas hat sie gesehen, ich nicht), aber das kann sich für die Woche ab/bis USA dann noch ändern. Schaumamal.

Thomas ist ins Connexion-Center, um endlich mal normal e-mails beantworten zu können (mit dem Smartphone ist das ja mit dem Surfen ganz lustig, aber das Tippen ist auf dem richtigen PC doch besser, da lob ich mir mein „Schlepptop“) und ich hab, nachdem wir das wertvolle Buch sowie Mutti’s Shortbread in die Kabine zurück gebracht haben den Laptop wieder geschnappt und bin zurück in den Wintergarten – mit Blick raus auf die verregnete und total neblige Promenade von Deck 7.

Im Wintergarten macht sich eine französische Gruppe bereit für ein Treffen, wie’s scheint. Ggf. TCS Schweiz? Hmm ... Auch egal. Die werden wohl für morgen instruiert, wie das mit der Ausschiffung passieren wird. Wir sind so dankbar, dass wir erstmal bleiben dürfen ! Also nee, jetzt gehen? Neee....
ein einsamer, noch leerer Kofferwagen...

Nicht, dass uns das Schiff so gefällt, das wir einziehen wollen, aber es wäre noch deutlich zu kurz, um jetzt schon wieder zu gehen. Wir haben noch nicht mal angefangen, die körpereigenen Batterien richtig zu laden. Gestern war schon ein gutes Anzeichen, ohne Mittagsschlaf bis nachts durchzuhalten, ohne sich kräftemässig zu sehr überwinden zu müssen.

Heute Abend einen „Leger-Elegant“es Abendessen
und bald in die Heia, sonst wird das mit dem früh aufstehen nix, aber: wir bekommen ja noch eine Stunde „geschenkt“, was uns in dem Fall natürlich entgegen kommt. Also schaumamal, ne?
Vielleicht wird das mit 05:00 auf dem Deck unterhalb der Brücke (Deck 11) ja doch was, für die Einfahrt durch die Brücke, um 05:30 Statue of Liberty im Dunkeln/beleuchtet und dann halt in Richtung New York/Brooklyn Berth. Schaumamal.

Wir bekommen zudem schon im Daily Programme die Kleiderordnung für den nächsten Reiseabschnitt bekannt gegeben, obwohl das mit der Überschrift und dem Rest der Route wohl nicht ganz passt, aber das ist ein "Detail"...
Also, das Abendessen war wieder lecker
 
 
 
 
und ich hab endlich was dafür getan, dass ich nicht blöd sterben muss ! Ich hab ein Foto unseres Chef de Rang und mittlerweile weiss ich auch, wie er heisst: Mahesh und kommt aus Mumbai. 
Dafür hab ich mir glatt einen Keks verdient...
So, wir haben es tatsächlich geschafft, um 22:20 im Bett zu sein
- aber nicht, ohne kontrolliert zu haben, dass Homer noch an seinem Platz ist - 
 
und das Licht zu löschen. Die Wecker sind gestellt, die Uhren auch nochmal eine Stunde weiter zurück
(das macht das Ausschlafen trotz frühem Aufstehen etwas leichter) und jetzt Licht aus!