Montag, 10. Oktober 2011

dritter Seetag - Wind Stärke 7


07:30 geht der Wecker, obwohl ich um 06:00 schon wieder wach war, was ja eigentlich 05:00 war oder noch eigentlicher 04:00 aber lassen wir das. Fazit war, dass ich insg. 5h nachdem ich eingeschlafen bin, schon wieder wach war, weil ich aufs Klo musste... Warum? Na ja, ich hab das Gefühl, ich wurde so gut „verschaukelt“ diese Nacht, das hat wohl einfach seine Wirkung getan. Als dann um 07:30 der Wecker los ging, bin ich endgültig auf, und musste feststellen, dass es schon ein „ordentliches Wetter“ haben muss, denn ich bin recht breitbeinig durch die Kabine (soweit der Platz es zuliess). Ich hab dann, um auch Thomas langsam wach zu bekommen, das Kabinen-TV angestellt und was kam da als Info? Windstärke 7 ! Kunststück wackelt und schaukelt das Heck so.
Um 08:30 sind wir dann zum Frühstück. Irgendwie hat momentan immer unser „Laundry“-Typ Dienst bei der Tischverteilung. Wir bekommen wieder einen direkten Fenstertisch. Also wirklich. Wir finden’s natürlich klasse, aber das ist mir schon schier peinlich. Hoffentlich fällt das nicht mal wem auf... Heute verträgt nicht jeder den Blick auf die Wellen. Speziell in Zusammenspiel mit der Bewegung des Schiffs. Aber wir sind dankbar. Das Britannia scheint uns noch recht leer und vor allen Dingen auch frisch eingedeckt (ok, die machen zur Zeit immer erst um 08:00 auf und es geht dafür bis 10:00), also nicht, dass die meisten schon „durch“ sind.

Wir geniessen das Frühstück, der Kellner, der uns automatisiert bereits die Brötchen und Croissants brachte, ist auch wieder da und ohne Fragen legt er uns die passende Anzahl auf unsere Teller. Wirklich klasse. Ich hab jetzt endlich seinen Namen auf dem Schildchen ausgemacht. Ich meine, er heisst Raj. Bin jedes Mal neu beeindruckt. Die haben doch immer wieder genügend (neue) Gäste zu bedienen.
Die Wellen sehen beeindruckend aus und ich versuche, sie wiedermal in Bild und Filmchen festzuhalten. Aber irgendwie sieht das nachher auf dem Bildschirm nicht mehr so aus, wie’s eigentlich ist.

Nach dem Frühstück verziehen wir uns wieder in den Wintergarten, der Chiropraktiker hält vor leider recht spärlichem Publikum seinen Vortrag über Haltungsschäden und Fehler, die leicht vermieden werden könnten. Ich hatte den ja schon mal gehört, auf der ersten (Hin-)Transatlantik-Fahrt.
in den künstlichen Bäumen sind immer wieder mal "Vögele" untergebracht...
wie im richtigen Leben...
Während der ersten Stunde muss ich wieder 2x in Richtung Klo, weil der Kaffee und die Früchte halt wieder raus wollen und jedes Mal bekomme ich mit, wie sich in der Kabine neben mir eine Frau übergeben muss... Also echt... Es laufen auch einige mit den „verdächtigen“ Pillenpackungen, die’s gegen Entgelt an der Rezeption zu kaufen gibt, in der Hand und etwas blassem Gesicht rum. Die allzu bekannten weissen Tütchen sind auch überall zur Verfügung. Also so viel „angeschlagene“ Leute hab ich nicht mal bei dem heftigen Sturm nach der Ile d’Anticosti mitbekommen. Und uns ist schon aufgefallen, dass seit New York verdächtig viele Personen die kleinen runden Pflästerchen hinterm Ohr tragen.

Wir bleiben so lange wie möglich, hier im Wintergarten, da ist’s noch relativ ruhig im Verhältnis zu unserer Kabine am Heck. Und da wir keine grossartigen Termine haben, (ausser mal ab und zu in den Kings Court für Getränke- oder auch Essens-Nachschub), passt das ganz gut.

Der Kapitän gibt zu seiner Mittagsinfo durch, dass wir mittlerweile Wind Stärke 6 haben und er erwartet, dass es gegen Nachmittag weiter weniger werden wird. Sie können jetzt auch die Route wieder ein bissel gegen Norden zu in Richtung England ändern, denn sie sind einem Schlechtwettergebiet weiter im Norden aus dem Weg gefahren... Wie sieht das dann erst aus, wenn wir da durch wären? Wahrscheinlich wär das halbe Schiff flach gelegen.

Was ich wohlwollend festhalte ist, dass wohl endlich im Treppenhaus B sich um die nicht funktionierenden Aufzüge (immerhin 50% der dort bestehenden) gekümmert wird. 
Mal einer davon hat ein Zeichen vor der Türe. Die anderen haben einfach keine leuchtenden Anzeigen. Da muss einiges kaputt gegangen sein, während dem Sturm vom 5. Oktober 2011. Im Treppenhaus C ist auch einer ausser Betrieb.
 Schaukel....
Ich geh aber auf jeden Fall noch eine Runde ums Schiff, und zwar draussen an der frischen Luft, bevor die die Türen wieder für die Gäste mit Banderolen „schliessen“. Und dann stecke ich meine Nase wieder in das Buch der Bibliothek. So lassen sich die Tage gut aushalten.

Da hatte ich mir so einen bequemen Sessel im Wintergarten ausgesucht, als Thomas wieder in die Kabine ist, dass ich während dem Lesen – wie so manche anderen Gäste übrigens auch – doch glatt eingeschlafen bin. Die Banderolen an den Türen wurden nicht angebracht. Geschaukelt hat’s doch tatsächlich zwischendurch ein bissel weniger und auch wieder mehr. Als ich dann gegen 18:30 wieder zu Thomas in die Kabine bin, hat’s dort noch immer spürbar mehr geschaukelt, als auf Deck 7 im Wintergarten und auch rund um’s Deck.
Die Luft, als ich zum Sonnenuntergang noch dort rumgelaufen bin, war angenehm, einen Hauch von Sonnenuntergang hab ich auch ausmachen können. Im Pool am Heck auf Deck 6 hatte es „Seegang“ aufgrund der Schiffsbewegung. Leute hatte es kaum noch draussen, denn die meisten waren bereits auf dem Weg zum Abendessen oder in den Lounges für einen Drink davor.

Sodele, heute ist „Semi-Formal“ angesagt, der Reifrock bleibt im Schrank und ich such mir was Einfacheres aus den verbleibenden Klamotten für’s Abendessen raus.

Das Mobiltelefon ist gemäss Angabe im Daily Programme bereits eine Stunde weiter vorgestellt, dass der Wecker morgen früh wieder rechtzeitig klingelt.
Das Abendessen war wieder lecker, 
 sie haben wohl irgendwie neue Butter-Model.... oder ne andere Packung aufgemacht...
und an der „Kuchen mit Jamaica-Rum“ hätte ein Essen alleine abgeben können... So grosse Desserts bin ich nicht gewohnt. 
Wir haben uns noch drum gekümmert, dass Homer auch ja noch da ist und dann sind wir –nach einem kurzen Besuch bei Sir Samuel’s wieder in die Kabine, um uns dem neuen Daily Programme für morgen zu widmen, zudem haben wir BBC World News angschaltet und auch die deutschen Nachrichten noch gelesen, die wir auch täglich auf die Kabine geliefert bekommen. Aber dann hiess es ziemlich flott: „Licht aus“! Die Nacht ist wieder eine Stunde kürzer...