Donnerstag, 27. Dezember 2012

Seetag - Behind the Scenes und Club-Gala



Den Wecker hab ich wieder auf 08:00 gestellt – wie sämtliche Seetage (wir haben ja kein Fenster, also kein Tageslicht, das uns automatisch wecken würde), und dann gehen wir in aller Ruhe ins Britannia Restaurant zum Frühstück.
Danach heisst es (speziell für Thomas) gemütlichen Zeitvertreib bis zum dem Moment, an dem es zum Treffpunkt geht für die Schiffstour „Behind the Scenes“. 
Treffen ist spät. 12:50 im Treppenhaus A, Deck 1 (direkt bei unserer Kabine um die Ecke). Thomas muss das von ihm gelesene und unterschriebene „Waiver-Agreement“ mitbringen, dass jegliche Haftung ausgeschlossen wird usw. Ja, mit der Sicherheit (und der rechtlichen Absicherung), da sind sie ganz arg dahinter, dass ja nichts passiert. Irgendwo verständlich.
Ein paar Leutchen sind schon da. Die Gruppe wird aus max. 20 Personen bestehen (irgendwie hab ich am Ende das Gefühl, dass das grad mal 10 Leute sind, aber es waren 20, Thomas hat’s bestätigt). 
Nach den Formalitäten gibt’s ein bissel eine Grundinformation, was genau angeschaut wird, wo dann natürlich auch Fragen gestellt werden dürfen usw. Dann gibt’s vorab ein kleines Dankeschön – einen Pin (dessen Herstellung wahrscheinlich nicht ganz so kostspielig wie die Verpackung drumrum war, macht aber schon ein bissel was her). Eine nette Geste.
Tja, dann kommt die Frau „Unterhaltungsdirektorin“ Sara Jane und nimmt die Gruppe unter ihre Fittiche – immer hinterher (dass auch niemand verloren geht) der DJ vom Hemispheres. Dann geht’s nichts wie ab in Richtung Theater (über den Seiteneingang in Deck 1) und zwar dort hinter die Kulissen – wo Kostüme untergebracht sind, wo geschminkt wird, wie die Kulissenbäume arbeiten usw. Ich bin gespannt, was Thomas am Ende (nach ca. 4 Stunden) zu berichten weiss. Der Höhepunkt wird am Ende die Brücke sein. Sie bekommen auch dort sämtliche Gerätschaften erklärt, dürfen natürlich auch bei den anderen Bereichen überall Fragen stellen, sobald die Offiziere ihre Informationen abgeschlossen haben, und ja, sie geniessen bei bestem Wetter einen überragenden Blick über den Atlantik in gesamter Breite der Brücke, und das bei Windstärke 6... Lecker. Ich bin gespannt, wie das vorne schaukelt. Wohl auf jeden Fall mehr, als bei uns in der Kabine oder im Lido mittschiffs.
Ich finde in der Zwischenzeit tatsächlich Badeschlappen/Flippflopp-Ersatz für Thomas in der 50%-Sale-Krabbelkiste. Es waren nur noch zwei Paar da. Bin gespannt, ob die passen. Sie sind ein bissel grösser als meine Schuhe... hoffe, das geht. Die Männer-Grösse 11 konnte mir keiner wirklich übersetzen... Thomas hat mir später allerdings bestätigt, dass sie passen. Simma froh !
Im Lido machen sie jetzt noch was Neues: Sundae-Dessert... Es steht ein Mitglied der Küche da, lässt Vanille(soft)eis raus und dekoriert mit Sosse und sonstigem Zubehör nach Wunsch... oh, lecker... Aber ich glaub, ich bleib eher bei den Früchten... und nebenan stehen noch die Lebkuchen und Spekulatius bei den Lebkuchenhäusern, die auch nicht kaputt gehen dürfen... oder so... Wenn wieder jemand (jedes Mal wer anders) nachfüllen kommt, mein ich nur zu ihm: „now I know, how Santa looks like...“ breites Grinsen ist die Antwort...
Ach ja, ausserdem haben sie seit gestern frisch gebackene Vanillegipfel ! So dermassen fein... hmmmm...
Ich geniesse die Aussicht im Lido (natürlich an Tisch mit Steckdose für den Laptop) bei Windstärke 5-6 und Sonne satt, blauem Meer und ca. 3-3,5 m Wellen. Schööön...
Die Promenade auf Deck 3 ist (mit den roten Barriere-Bändern) „gesperrt“, dass auch ja keiner ins Wasser fällt... Hat was... Uns erwarten morgen in Teneriffa ca. 21°C und Sonne. Mal sehen, wie’s wird.
Um 16:15 will ich mal im Wintergarten schauen, wie das mit den Ascot-Hüten geht... die letzten paar Mal auf Cunard-Schiffen hab ich es verpasst und heut Abend ist Ascot das Thema (nebst dem Clubgala-Empfang der Frau Kapitän)... ggf. noch ein kleines Dekor für die Haare? Mal sehen. Eigentlich hab ich ja mein Diadem dafür...
 mir scheint, das haben einige nicht zum ersten Mal gemacht...

Jedenfalls können wir Thomas‘ Geburtstag heute schon bereits gut vorfeiern. Er hatte sein „Geschenk“ bereits am Nachmittag eingelöst, und heute Abend gibt’s dann den Worldclub-Cocktailempfang von Frau Kapitän. Besser geht’s fast nicht !

Thomas ist um 17:45 wieder bei mir im Lido angekommen. Die Socken qualmen schrecklich, die Füsse sind platt wie Teller – so viele Stunden stehen und langsam gehen, das geht in die Knochen. Aber er war recht begeistert. 
Den Aufwand, den die Mitarbeiter der jeweiligen Abteilungen betrieben haben, war beachtlich. Die Informationen gingen recht ins Detail, es wurden Maschinen und Technik meist auch vorgeführt, und jeweils am Ende durften die Besucher auch Fragen stellen. Es wurden folgende Abteilungen gezeigt: Theaterbühnentechnik, Gruppenfoto auf der Bühne (wurde dann im Druckerraum des Fotoshops als Demo-Material gedruckt und überreicht), Kulissenbaum, Umkleide- + Schminkraum, Kostüm- + Kulissenlager (wie das mit der Umzieherei während der Aufführungen geht, danach das Sortieren der Kostüme und Schuhe, z.T. Waschen/Reinigen/Reparieren und wieder versorgen usw), Anker + Taue-Lager/-Technik (Mooring Station), Hospital (mit Detailinfo der Oberärztin), Feuerwehrzentrale inkl. Vorführung Equipment / Ganzkörperanzug, Maschinenüberwachungsraum (erinnert an Raumschiff Enterprise), Druckerei + Fotoshop-Labor, Müllsortierung, -aufbereitung + -verbrennung, Kühl- + Lagerräume, Bäckerei inkl. Vorführung Brötchenmaschine, Küchenvorbereitung + Schlachterei, „technische Pause“ (Ebene Britannia Restaurant), Küchenführung (Galley) inkl. Kekse, Pralinen + Süssem (wie Teatime-Etagèren angerichtet) plus Saft zur Stärkung. Dann ging’s weiter ins Todd English Restaurant, und als Highlight gab’s den Besuch auf der Brücke, inkl. Foto mit Frau Kapitän (das gibt’s erst später – wahrscheinlich dann zu kaufen). Auch auf der Brücke wurde detailliert erklärt, und Fragen durften gestellt werden. Der Blick durch das Bodenfenster an der Seite der Brückennock war wohl recht beeindruckend. Da ging’s ordentlich weit runter – halt spätestens bis zur Wasserlinie oder eben an die Pierkante. Hier – da ja Seetag – war der rauschende Atlantik unter den eigenen Füssen zu sehen. Man durfte tatsächlich auf die Scheibe stehen, haben aber wohl nicht viele wahrgenommen... Danach ging’s über den Commodore Club in die Cigar Lounge für den Abschlussapero (Sekt + Häppchen + verschiedene Offiziere zum Gespräch, um restliche offene Fragen zu beantworten). Thomas brachte nebst Pin und Gruppenfoto noch eine gestickte CUNARD-Schürze mit !
Also echt. Nicht schlecht. Klar, es war kein „Pappenstiel“ vom Preis her, aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich dafür entschieden habe, denn es gibt Landausflüge, die für den gleichen Preis weniger bieten und so „hautnah“ erfährt man den „Highway“ des Personals im Schiffsbauch ohne Teppich und Holzverkleidung so gut wie nie...
Um 19:45 heisst es: im Gala-Klamotten antreten im Queens Room. Da das „Norovirus-Sanitizing-Programm“ und somit auch die Änderung der Kleiderordnungsreihenfolge meine Planung durcheinander gebracht hat, bekommt Frau Kapitän halt heute nochmal das schwarz-silberne Kleid zu sehen. Dann halt. Die Sterne auf dunkelblau gibt’s erst in Funchal beim Silvester-Gala-Abendessen.
Thomas ist mit seinen Füssen noch nicht wieder wirklich fit und folgt meinem Drängen nur ungern... Das Bett und die hochgelegten Beine lassen ihn schier nicht los... Na ja, aber eben... Nachdem ich schon fast komplett in meinen Reifrock mitsamt Schwarz-Silber-Kleid und dazugehörigem Schmuck „eingetütet“ bin, steht er plötzlich auch im Smoking neben mir und hält mir die Fliege und die Manschettenknöpfe entgegen. Ach ja, da war was... Da es diesmal kein Händeschütteln gibt, sondern nur Einladungskarten bei den Empfangsdamen abgeben, war kein langes Anstehen nötig, und wir haben uns gleich einen Sitzplatz gesucht, der zwar gegenüber der Bühne, also am andren Ende des Queens Room war, aber immerhin war der noch frei. Bis ich endlich mit unseren Getränken (die brav da stehende Schlange bekam vorne plötzlich keinen Nachschub mehr, der wurde vorher schon von der Küche weg geplündert) zurück kam, gab’s keinen einzigen Sitzplatz mehr und die Tanzfläche war komplett voll Leute. Die Clubmembers sind nicht in zwei Schichten eingeladen worden, sondern alle zusammen, das hat ordentlich „geknubbelt“. Als die Begrüssung dann durch die WorldClub-Hostessen durchgeführt wurde und später auch die Frau Kapitän ihre Rede hielt und die drei (mit CUNARD) „meistgereisten“ Gäste auf dieser Reise geehrt wurden (749 Tage, knapp unter 800 Tage und einer würde jetzt im Anschluss direkt die 15. Weltreise anhängen, mit über 2‘000 Tagen auf einem Cunard Schiff), haben leider viele den Mund nicht halten können, und zwar in massiger Lautstärke. Und somit bekamen die Ehrengäste auch kaum Aufmerksamkeit oder Beifall (nur durch die paar Leute, die das vorne direkt an der Bühne mitbekommen haben). Wir fanden das sowas von dermassen unmöglich. Es haben sich allerdings noch mehr Leute nach der Veranstaltung darüber aufgeregt. 
Das war schlichtweg äusserst respektlos für alle Beteiligten; eine absolute Schande. Was denken die sich eigentlich? Wie wir von da hinten ausmachen konnten, waren es nicht nur Deutsche oder nur Engländer oder nur Spanier oder sonst eine einzelne Nationalität als Kern des Kraches, sondern einfach bunt durcheinander und im Speziellen wohl das hintere Drittel des Saales oder so... Das hatten wir so wirklich noch nicht erlebt. Ob es wohl was gebracht hätte, wenn per Notsignal (ist ja verboten) mal eben kurz für Ruhe gesorgt worden wäre mit dem Vermerk, wer jetzt nicht die Klappe halten kann, muss das Gesöff wieder abliefern und bleibt für den Rest vom Abend auf dem Trockenen... oder so. Also ehrlich. Das hätte ggf. gewirkt, ich weiss es nicht. Wen das nicht interessiert, der soll doch bitte so einer Veranstaltung fern bleiben oder zum Preis eines Gratisgetränkes, halt mal im richtigen Moment den Hals zu machen. Einfach äusserst schade und ich hab mich fast nicht beruhigen können... Unmöglich, aber echt...
Ich habe Carol vom Lido (Foto des Weihnachts-Pulli-Paares neben dem Lebkuchenhaus) wieder getroffen und muss sagen, mit den paar Zutaten, die ihr zur Verfügung standen (inkl. Möwenfedern vom Hafen in Casablanca), hat sie sich einen tollen Hut für den nachfolgenden Ascot-Ball gezaubert. 
Ursprünglich war Ascot nicht auf dem Plan, aber eben, durch die Änderungen der ganzen Kleiderordnung, ist ein anderer Ball ausgefallen und eben jetzt durch Ascot ersetzt worden. Daher hatte sie ihren Hut zuhause gelassen und war plötzlich „ohne Zubehör“ dagestanden. Ich konnte ihr nachfühlen, aber sie hat’s super gelöst.
Unser Abendessen war wieder gut – mit live-Musik der Harfenistin. Takuna hat auch an den Stuhl ohne Lehnen für meine Abendrobe gedacht und von Vinod wurde ich über alle Backen strahlend mit „Your Royal Highness“ begrüsst... Dass mir das die Lisbeth mal nicht hört... sonst werd ich entweder „exkommuniziert“ (von was auch immer) oder am Ende noch angestellt...

Auf dem Weg zum Cafe Carinthia sind wir wieder bei einigen Fotografinnen „hängen“ geblieben und natürlich wurde auch mein Kleid fleissig diskutiert und eine mitreisende Dame aus England, die wir an einem Frühstückstisch kennengelernt hatten, meinte, sie müsse mich jetzt unbedingt fotografieren... gerne, aber nicht vor dem Equipment der Fotografen, das gibt Ärger... also dann neben den Weihnachtsbaum daneben ...
Komisch, mit dem zweiten Anlauf mit dem Kleid, da sind die Leute „aufgewacht“... Vielleicht mussten sie erst merken, dass ich „tagsüber“ auch nur mit Jeans und T-shirt (und meist noch Laptop-Rucksack sowie „angewachsenem“ Fotoapparat) rumlaufe? Wer weiss...
Danach gab’s dann endlich noch im Cafe Carinthia den Abschlussdrink für den Tag. Wir wussten, morgen wird wieder frühes Wecken, gemäss „Daily Programme“ haben wir um 08:15 bereits im Queensroom mit Nümmerle an der Brust zu sitzen... Also nichts wie ab ins Bett und Licht aus ! – nicht, ohne Thomas noch zum Geburtstag zu gratulieren (es war nämlich grad nach Mitternacht und somit schon der 28.12.).